Dieser Mann findet etwas Müll in seiner Einfahrt. Aber was es tatsächlich ist, raubt mir den Atem.

Liebe Steph,

Samstag morgen sah ich etwas in meiner Einfahrt liegen, das ich auf den ersten Blick für eine große Plastiktüte gehalten habe. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht, außer dass wieder mal fremder Müll auf meinem Grundstück liegt, den ich dann wohl wegräumen muss. Was ich nicht getan habe, zumindest nicht sofort. Also lag sie eine ganze Weile dort im Regen.

Am Nachmittag ließ der Regen nach und ich sah sie wieder, als ich gerade auf dem Weg zu meinem Auto war, um meine Töchter zu ihren zahlreichen Aktivitäten zu fahren. Wieder dachte ich nur daran, wie dieses Ding zu einem weiteren lästigen Punkt auf meiner Tagesordnung wurde.

Dann sah ich, dass etwas darauf geschrieben wurde.

Als ich näher heran ging, sah ich, dass es sich nicht um eine Plastiktüte handelte, sondern um dünnes Wachspapier, das mit Draht verheddert war. Du hast darauf etwas geschrieben, daher kenne ich deinen Namen und den Grund, warum du diese Himmelslaterne auf die Reise geschickt hast.

Du hast geschrieben: „Papa ich liebe Dich und vermisse Dich so sehr“ und daneben – unvollständig, aber nicht schluderig – ein Herz gemalt und schließlich deinen Namen.

Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht. Ich habe an Dich und deinen Vater gedacht, und daran, was wohl passiert sein könnte, dass ihr jetzt nicht beisammen seid. Ich nahm an, dass Dein Vater gestorben ist. Daran dachte ich in dem Moment, als ich gerade meine mittlere Tochter vom Ballett abgeholt habe, als ich meine Große zur Jugendstunde brachte und als ich meine kleine Tochter abends ins Bett brachte.

Ich überlegte, ob Du gern wissen würdest, wo deine Himmelslaterne ihre Reise beendet hat. Ob Du die Laterne losgeschickt hast, um deinem Vater eine Nachricht zu senden, in der Hoffnung auch eine von ihm zu erhalten – und ob es Dir dann lieber wäre zu glauben, die Laterne stieg in den Himmel und kam nie mehr zurück. Ich überlegte, ob Du lieber glauben möchtest, dass deine Laterne einen Platz in den Sternen gefunden hat und nicht zusammengesackt und kaputt in meiner Einfahrt liegt.

Dann fragte ich mich, ob genau das – dass deine Laterne bei mir herunterkam – nicht vielleicht ein Zeichen deines Vaters war, weil ich auch ein Vater bin. Und deine Botschaft setzte sich in meinem Herzen fest. Ich weiß, dass der Tag kommen wird, an dem meine Mädchen nicht mehr so leicht bei mir sein können. Sie werden nicht einfach auf meinen Schoß krabbeln können, während ich lese oder mir eine SMS schicken oder mich von oben anschreien. Sie werden nicht anrufen können oder eine E-Mail schicken. Ich könnte mir vorstellen, dass sie mir auch eine Himmelslaterne schicken. Oder mir ein paar Blumen hinlegen und mit einem viereckigen, polierten Stein reden, auf dem mein Name steht.

Ich habe mir vorgestellt, wie meine Kinder eine Nachricht auf eine Himmelslaterne schreiben und sie fliegen lassen. Mir war sofort klar, dass ich mir wünschen würde, dass der Vater, der diese Laterne findet, meinen Kindern ein paar Dinge sagt.

Also Steph, hier ist das, was ich Dir sagen würde, wenn ich dein Vater wäre. Hier ist das, was ich meinen eigenen Töchtern sagen würde: